Liebe Mitglieder und Leser der
Nachdem ich nun oft genug gehadert habe wage ich es nun.
Hier wie angedroht, meine Gedanken zum Thema Scirocco und zu anderem. Ich hoffe, es kommt beim Lesen keine Langeweile auf:
Hallo Sciroccofahrerinnen- und Fahrer!
Was bringt manche Leute dazu, wildfremden Menschen davon zu berichten, wie sie über Gegenstände, wie Autos, Motorräder, Häuser und -was- weiß- ich- noch- denken? Ich frage mich das, während ich nach einer passenden Einleitung zu meinem Text suche.
Da, wo ich meine Gedanken veröffentlichen werde, gibt es wahrscheinlich viele, die mich verstehen
Jetzt wieder meine Zweifel: Soll ich nicht einfach ne' kurze 0815- Schreibe aufsetzen? Weniger ist oft mehr, zugegeben, aber beim Schreiben gibt es oft genug Missverständnisse, aber ich will ganze Sätze! (Wobei mir die Szene im Film “Blues Brothers “ und der Hähnchen- Bestellung einfällt)
Angefangen hat das mit der „Virusinfektion Scirocco“ bei mir so:
Erstes Auto, ein Mini MK2, ein Jahr lang. Dann das zweite Fahrzeug, einen Passat Kombi von 1976 Ich glaube 2 Jahre lang.
Eine Probefahrt im Scirocco TS eines Freundes änderte mein Denken und Fühlen komplett! Ich wusste ab dem Tag genau, was ich haben wollte! Mein einige Monate danach gekaufter, grün- goldener 85 PS Scirocco GL hat das erste Jahr bei mir nicht überlebt. Ich habe unsere gemeinsame Zeit mit (s)einer 180° Drehung in den Gegenverkehr beendet. Schade um das Auto und 4500 DM weg. Aus heutiger Sicht ein vollkommen vermeidlicher Unfall (Fehler am Fahrwerk, die ich allerdings so mit gekauft hatte und meines eigenen Verhaltens in der Situation) bei dem die A-Säule und der Schweller sowie die Beifahrertür eingedrückt worden waren. Zum Glück war meiner Freundin Anke auf dem Beifahrersitz so gut wie nichts passiert. Danach kamen verschiedene billig- Sciroccos und dadurch auch „Aus 2 mach 1“. Kurze Zeit hatte ich auch mal 4 gleichzeitig (wenn auch nicht 7 Autos, wie zumindest die treibende Kraft der Scirocco Lounge)
Mein erster Scirocco GLI
Ich hatte mich auf den ersten Blick in das Auto „verliebt“ als der auffällig lackierte Scirocco GLI mal irgendwo stand, und als die Gelegenheit kam, ihn zu kaufen, konnte ich einfach nicht widerstehen. Bei dessen Kauf warnte mich eine gute Freundin Namens Sandra (die ich auch auf den Scirocco gebracht hatte) ich solle den nicht kaufen, der wäre ja schon überall am rosten. Der 79er GLI ging ab, wie die berühmte Katze von den Schmidts. Das Auto machte viel Spaß, allerdings hatte Sandra Recht behalten, denn er sah nach Ablauf des TÜVs wirklich schlimm aus, dass Rost an Autos derartiges Tempo aufnehmen kann! Ich sah keine Chance mehr auf Erhalt und schlachtete das Auto aus.
Der parallel angeschaffte, absolut gepflegte, silberfarbene, serienmäßige GLI war ein tolles Auto, das ich lange fuhr. Eines Tages, der Plaketten- Termin kam leider mal wieder näher, bockte ich das Auto auf und untersuchte den Wagen an den üblichen Stellen, die ich schon in unzähligen Stunden an anderen Sciroccos der Einser Serie geschweißt hatte. Als ich feststellte wie es mal wieder aussah, entschied ich mich, die Schweißarbeiten nicht zu machen. Das war einer der „Automobilen. Stimmungs- Tiefpunkte“ meines Lebens!
Zeitsprung:
Kontakt zum Scirocco der zweiten Generation hatte ich durch die Autos meiner Freundin Anke bekommen. Das war in der Zeit als ich meine Einser Sciroccos fuhr.
Den ersten 2er Scirocco kaufte sie, in meiner Anwesenheit. Einen Anthrazitfarbenen GTX angeblich nur mit „Repariertem Brandschaden“ Der wahrscheinlich für den Brand verantwortliche Unfallschaden erheblichen Ausmaßes wurde durch uns beim Kauf nicht erkannt Etwa 10500 DM hat der GTX damals den Betrügern eingebracht.
Einige Zeit später stand bei einem Örtlichen VW- Händler noch einer der vermutlich letzten neuen GT2, und der GTX sollte dafür in Zahlung gegeben werden. Bei der Untersuchung des GTX stellte der VW Werkstattmeister fest, dass der GTX mal „bis zu Frontscheibe platt“ war, wie er es formulierte, und weiter: „Das Auto ist in einer Hinterhof Werkstatt zusammengeschustert worden!“ Der führe nicht mehr geradeaus, sondern schräg! Den könne er nicht in Zahlung nehmen! Ob das wirklich so tragisch war, konnte und kann ich nicht beurteilen, aber ich sah die Knitterfalten im Fahrzeugboden, die er mir zeigte. Beim Fahren war von dem Schaden jedenfalls nichts zu merken.
Aus der Traum vom nagelneuen Scirocco! Anke verkaufte den GTX mangels Vertrauen in das Auto etwas später für weniger als die Hälfte des Preises, den sie gezahlt hatte, mit Ausdrücklicher Erwähnung der Schäden im Kaufvertrag sowie meiner Hinweise an den Käufer und dessen Sohn, der das Auto aber trotz allem haben wollte.
Außer dem GTX hatte sie einen grünen Tropic mit dem tollen „ DX“- Motor. Irgendwann gefolgt von einem schönen, schwarzen GT2, den wir abwechselnd gerne und einige Jahre neben den Familienautos (Busse) fuhren. Ein völlig unproblematisches Teil- wie die Sciroccos der späten 2. Serie eben!
Zeitsprung Ende
Zurück in die Zeit, als ich unter dem silbernen GLI lag und traurig war, aufgrund der gefundenen Rostschäden:
Da das erste Kind unterwegs war, kauften meine Frau Anke und ich einen „T3“ Bus in der Ausführung ‚Caravelle‘ mit 112PS Boxermotor. Anke fuhr ihren Scirocco 2 weiter.
Später kam mein bis heute bestes -nicht Scirocco- und bis dahin teuerstes Auto überhaupt: Ein“T3 Blue Star“!
Als der von uns sehr geliebte Bus nach Jahren und nach der zwischenzeitlichen Scheidung von meiner Frau Anke mit immerhin 350 000 Kilometern auf dem Tacho von mir verkauft wurde, war mir richtig Elend. Noch dazu stellten der Interessent und ich fest, dass über die Winterzeit, in der der Bus gestanden hatte, das Kühlwasser den Bund mit dem Motoröl einzugehen versuchte…
Die Steuern beim Bus mit 2.1 Litern Hubraum (trotz Kat) zu zahlen, war in meiner neuen Lebenssituation fast nicht mehr möglich, und Tanken war damals (wie heute) für mich bei dem Spritverbrauch von minimal 10,5 Litern (im Winter eher 13-14 l) ein Luxus, den ich mir nicht länger leisten durfte, wenn ich nicht auf das Haus und das Motorrad Hobby verzichten wollte!
Noch etwa drei Jahre nach dem VW Bus fuhr ich aus finanziellen Gründen in einem Fiat Cinquecento, immerhin mit elektrisch betätigtem Faltdach und ganzen 39PS, und schmachtete den anderen Autos nach.
Ein paar Jahre nach unserer Scheidung gab Anke den GT2 in einem Skoda Autohaus in Zahlung. Schade, ich hätte den für kleines Geld auch gerne gekauft. Und wir waren uns kurz vorher eigentlich einig, dass ich das Auto übernehme. Da ich den GT2 nun doch nicht bekam, suchte ich im Netz nach „Golf 2“ (günstig und Selbstschrauber- freundlich) und gab aus Neugier auch mal *Scirocco* ein.
Oktober 2007:
Der Cinquecento hatte sein Geld verdient und hatte auch schon wieder 230 000 Km auf dem Tacho. Das Auto konnte man als „erledigt“ betrachten, es führ aber noch zuverlässig und alles Elektrische wie Fensterheber, Verriegelung und das Faltdach funktionierte noch
Etwa 10 km entfernt stand ein GT2, Erstzulassung 1992, grün, 160.000 km, auf den Fotos war ein schlecht ausgebesserter Heckschaden zu sehen, noch ein Jahr TÜV. 1000€, sollte der kosten. Ich habe schnell einen Termin gemacht bin hingefahren.
Der Fahrer war noch Schüler, und seine Mutter wollte die Versicherung in der Höhe nicht mehr zahlen. Das Auto sollte so schnell wie möglich weg.
Alte, vertraute Geräusche und Gefühle kamen auf: Schon alleine das Aufschließen und wie sich das alles anfasst, wenn man den Fiat gewohnt war -Ich erinnere mich gut an das Erste Einsteigen in den Scirocco: Das war wie nach Hause kommen, wie ein guter, bequemer Schuh, wie eine Erlösung, es gibt sicher viele Umschreibungen für dieses Gefühl, nach langer Zeit wieder in der richtigen „Dose“ -wie wir Motorradfahrer Autos gerne lästernd nennen- zu sitzen, das war schon ein Erlebnis an sich!
Da passt einfach alles für mich, Sitzeinstellung, Lenkradposition. Die Optik, die man im Scirocco hat! Die relativ lange Motorhaube, die Instrumente- ich hätte einfach nur dasitzen können und genießen! Aber es gab noch viel zu entdecken: Der Motor lief so, wie man das von einem „JH“ erwartet. Eine Probefahrt steigerte mein „Haben- wollen!“ was ich aber zu verbergen wusste. Der originale Scirocco (ohne Löcher in der Kofferraumabdeckung!) hatte Zukunft. Die Bremsen mussten gemacht werden, der Auspuff war nicht mehr in Ordnung und der frühere Unfall nach einem Dreher in die Leitplanke hinten rechts gaben mir die Möglichkeit, das Auto für nur 500€ zu kaufen.
An meinem Geburtstag meldete ich meinen Scirocco an und fuhr in meinem eigenen Geburtstagsgeschenk! Was für ein Segen! Den Unfallschaden ließ ich nie reparieren und er ist noch so zu sehen, wie vor über 6 Jahren. Das wäre damals noch eine lohnende Investition gewesen.
Mein GT3- ach nein, leider nur`n Tippfehler- GT2 fuhr immer, bekam alles was notwendig war. Das Auto war nicht zu toppen an Zuverlässigkeit. Aber was das angeht, hatte ich ja (fast) noch nie Probleme mit den vierrädrigen Fahrzeugen gehabt. Irgendwann kaufte ich noch einen zweiten, dunkelblauen GT2 dazu, der abgemeldet im Westerwald stand. Den verkaufte ich aber einige Zeit später wieder, da ich den zu schade fand zum schlachten.
Mein grüner GT2 bekam alle paar Jahre neue Bremsen, einen neuen Tank, einen Endtopf, viele Kleinteile und das übliche, damit es weiter Spaß mit ihm machte. Das einzige was mich in den letzten Monaten zunehmend nervte, war dieses „Platsch!“ beim Einsteigen. Ich hatte oft mehrere Liter sauberes Regenwasser im Fußraum gesammelt. Das Auto war dicht, was rein lief kam nicht mehr raus L Auch eine neue Frontscheibe (die alte war sehr zerkratzt) mit neuer Dichtung änderten daran nichts. Danach stellte ich dann in Zusammenarbeit mit einem Freund fest, woher das Wasser kommt. Es läuft auf ein Leitungsbündel im Motorraum und da durch ins Innere, genau auf die Zentralelektrik.
Bei mittlerweile 289000km (Winter 2013) hörte ich immer deutlicher ein Pleuellager heraus. Ich habe eine neue Ölpumpe, eine Ölwannendichtung, einen Satz Pleuellagerschalen (Standartmaß)und etwas Arbeit investiert, aber nachdem ich die Laufspuren gesehen hatte, war mir klar, dass nur der Austausch des Motors oder der Kurbelwelle oder das Überschleifen der verschlissenen Kurbelwelle in Frage kam, Der Motor klapperte weiter leise im Teillastbereich vor sich hin. Und ich hatte absolut keine Gelegenheit, das „mal eben“ zu machen!
Verschiedene Überlegungen marterten mich die nächsten Tage und manchmal auch Nächte: Da ich im Winter nicht aufs Auto verzichten kann, hatte ich nun ein Problem. Mein im Sommer angeschaffter roter Ersatzteil- Scirocco neben dem Haus böte mir vielleicht die Möglichkeit, die Teile auszubauen, die ich brauche, um alles wieder in Ordnung zu bringen und wieder einzubauen. Doch wann soll ich das alles machen? Ich habe ja noch nicht mal eine Garage (in meiner Motorrad- Werkstatt habe ich normale Türen eingebaut, damit dort nicht am Auto geschraubt werden kann) Ich bin also immer auf die Hilfe meiner Freunde angewiesen. Peter ist mein Motorrad Freund und sehr guter Schrauber. Er hat mir bei vielen Reparaturen geholfen, für die ich ohne Bühne und ohne das erforderliche Auto- spezifische Werkzeug deutlich länger gebraucht hätte.
In der letzten Zeit sagte er so Sätze wie: “Ich würde kein Geld mehr in den Scirocco investieren!“ Soll man so was ignorieren, wenn man weiterhin geholfen haben möchte? Das Ganze müsste auch für kleines Geld geschehen. Übergangsweise ein anderes Auto anschaffen und die Sciroccos neben dem Haus stehen lassen? Wie lange? Und besser werden die davon auch nicht….
Da meine liebe Nichte ebenfalls einen (den oben erwähnten, von mir wieder verkauften, blauen) GT2 hat, fragte ich an, ob sie sich der beiden Autos nicht auch noch annehmen will. Ihr Freund hatte in der Zeit auch einen GT2 gekauft.
Da die beiden im Gegensatz zu mir eine Möglichkeit der trockenen Aufbewahrung haben, entschloss ich mich sehr schweren Herzens meinen Scirocco an sie zu verkaufen. Zusammen mit dem roten Ersatzteil- GT2 der auch fast komplett, aber teilzerlegt und noch rollbar ist. Am Tag der Übergabe habe ich dem Grünen noch eine Hochdruck Wäsche spendiert, den Motor und Unterboden noch mal gründlich gewaschen und dann vor der Halle auf die neue Eigentümerin gewartet. Die Kennzeichen nahm ich mit, sie sollen hoffentlich mal wieder an einem 53B angebracht werden!
Am gleichen Tag meldete ich den „Rocco“ ab und mein Provisorium an: Ein Twingo Baujahr 2001. Der hat, genau wie meine ebenfalls schwarze Honda XBR500 (Alltagsmotorrad) 875€ gekostet.
Schon beim Anschauen fängt das an: Egal aus welcher Perspektive, ein Scirocco (besonders der ersten und zweiten Baureihe) sieht einfach nur G… aus! Dann das Aufschließen: Wo beim Scirocco ein vertrautes Geräusch war, welches ich vom ersten Tag an genoss, und beim Einsteigen, Angurten, Anlassen und erst recht beim Fahren alles zum frohen Grinsen gemacht war, da fehlt mir im Moment einiges! Es fährt ja, ist günstig im Unterhalt. Aber auch sehr sparsam, um nicht zu sagen:
„Völlig mitteilungslos!“ Jedenfalls, wenn es um die Emotions-Ebene geht!
Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht hoffe, irgendwann noch mal im Scirocco zu sitzen. Am liebsten in einem Einser GLI aber das ist ohne absolut trockene Garage und einen Ducatenesel erst mal ausgeschlossen. Aber auch ein 53B in 16V Ausführung könnte mir Spaß machen….
Bis dahin besuche ich die 4 Sciroccos von meiner Nichte und ihrem Freund, helfe vielleicht mal hier und da beim Arbeiten daran.
Hättet Ihr in meiner Situation anders gehandelt? Einige ganz sicher!
Haus, Motorräder, Kinder-Unterhalt…. Prioritäten setzen nennt man das, aber es ist nicht schön! Um mir die Abstinenz erträglicher zu machen, bleibe ich der Keilform in der Scirocco Lounge treu. Ich hoffe, Ihr habt nichts dagegen!?
Scirocco- was sonst?
Christoph